Von Bangkok nach Saigon 1

 

Da habe ich mir son MiniPC zugelegt und sehe mich schon als alter Sack, braungebrannt mit Erfrischungsgetränk auf der Veranda bei 30 Grad sitzen und über das Leben philosophieren.

Mal sehn, ob das auch wirklich so wird.

Jetzt wird’s reell. Ich sitze im Flieger und die Tochter, die übrigens immer noch eine gewisse Emotionalität beim Start des Fliegers entwickelt, sitzt neben mir.

Unser Trip hat schon was Außergewöhnliches: Thailand, Kambodscha und Vietnam sollen es werden. Und das alles in sage und schreibe 36 Tagen! Für uns der Hammer, weil: so lange aus dem Geschäft, ist schon mutig. Hätten wir n „Euro – Überschussproblem“, wäre die Einstellung: „Na und – sind wir eben nich da – sollen die Kunden doch sehen, wi´s ohne uns is.“

Aber es ist mehr. (Zumindest in der Planung) Wir wollen sehen, ob unsere Träume, länger weg zu bleiben, auch ihre Bestätigung finden. Ob sich die Zeit interessant füllen lässt, ob es den Reiz behält, oder ob Frust, Ärger  und Probleme nerven.

Ich bin ja der Freund der geschriebenen Worte und habe jetzt den „elektronischen Freund“ den ich mir immer gewünscht habe.  Ich habe 2002 n kleineres Notebook gesehen – auf einem arabischen Flughafen – nur, eben zu groß. Ich sagte  zu Gela, das mich das erst interessiert, wenn die Dinger kleiner sind. – So – nun muss ich ihn ja kaufen.

Reisevorbereitungen

Air Berlin war die günstigste Gesellschaft für den Flug nach Bangkok

Boarding nur, wenn ThaiVisum vorliegt. (?) Eigentlich gibt’s n Stempel in den Pass.

Also hin zur Botschaft in Berlin. Am 17.12. beantragt und am 30.12. zur Abholung kostenfrei bereit.

Das VietnamVisum haben wir schon.

36 Tage sollen es werden. Vom 4.1.- 9.2.2010.

Wir fliegen mit der Air Berlin. Man sagt ihr nur Gutes nach. Soll unter den „Billigfliegern“ der Beste sein. Billig? Naja – Für 914 Euronen nach Bangkok ist ja nun nicht gerade n Wühltischangebot.

Dafür haben sie in Tegel  ne eigene Halle, die angenehm eingerichtet ist, aber wohl zum Sommer nach der Eröffnung  des BBK Schönefeld, eingestampft wird. Die Berliner haben im Abreißen und neu bauen ja Tradition. Hauptsache es ist teuer. Tempelhof, Palast der Republik und unzählige Shoppingmalls. Nur die Mauer gibt’s noch nicht als Neubauprojekt.

Wir wurden gewarnt vor der Gepäckkontrolle. 20 kg plus 6 kg Handgepäck. Bei meinem kleinen Koffer wären das nur das Netbook und 3 Taschentücher. Ich habe n Beutel gewählt, der fast schon negatives Gewicht hat, aber Scheiße aussieht. Aber bei der Abfertigung hats keine Sau interessiert. Da hätte auch n kleiner Vietnamese drin sein können. Nur mein Netbook fanden sie Hip.

Der A 330 ist ok mit seinem  Sitzabstand. Nur bei den Bildschirmen hat man gespart. Die Bedienung ist wie beim Discounter: nett aber effizient. Der Ruf „Tee Tee Tee…“ kommt im Atemtakt. Wie beim indischen „Chai – Man“. In der Rücklehne war die Speisenkarte. Die Sylter „Sansibar“ reicht kulinarische Köstlichkeiten  – perfekt arrangierte Kreationen der  Legende– so zumindest schreiben sie selbst über sich. Die „Kultcurrywurst“ zu 6,50 € ist, bei einer Verzehrtemperatur unter der des eigenen Körper, wirklich ein Piratenstück. Da sind die Gynokoggen am Knackigsten. Der  Durchfall nach 30 Minuten beweist es. Gratis VSOP Cognac oder  Büchsenbier für  2,50 € – wer Extrawünsche hat, zahlt.

Aber unbezahlbar ist der  10 Stunden Direktflug von Tür zu Tür.

Bangkok 5.1. – 8.1.2010

Angekommen

Die Abfertigung im Neuen Airport ist in 20 Min abgewickelt und das Gepäck bei uns.

Das Hotel hatte wohl die Erreichbarkeit gewechselt – jedenfalls haben wir es erst durch die Information auf dem Flughafen wieder gefunden. 1.400,- Baht soll es kosten. Mit dem „Big –  Taxi“ geht es hin. Das Bigtaxi hat nen Gastank und fasst nur 2 Koffer, obwohl es ne Großversion von Toyota ist. Es hatte den Platz bereits für nen Gastank vergeben. Dafür wurde auch 30 % mehr verlangt. Bei den immer noch tollen Preisen juckt es ja nicht. 10,- € für 40 min Fahrt ist doch für deutsche Verhältnisse ok.  Das klappt wohl nur in einem schon bekannten Land: Die Zeit der Transformation von dem monoton funktionierenden Steuerzahler, dem Malocher an Band 23 zum Freien Erdenbürger, zum Marco Polo, dem Entdecker dauert nur ein paar Straßen  und  einer Lunge voll fremder bekannter Luft.

Wir wollen wieder ins „PG Watergate“. Nach dem 3. Mal hoffen wir auf ne Wiederholung der  Metamorphose. Es ist unser Sauerstoffzelt, das die Verwandlung abschließt. Die kleinen Mängel, der Stuhl, an dem man sich immer stößt, das Lächeln der Mitarbeiter, die sogar mit einer Floskel zu erkennen geben, das sie sich wirklich erinnern können.

Trotzdem wollen die Damen an der Rezeption 2.000,-  Bt.. Der Hinweis: am Flughafen sagte man 1.400,- wurde erwidert mit: „Ok, dann sind es 1.400,- Bath.“  Das ist Thailand! Man einigt sich – lächelt – und alle sind zufrieden. Werde es beherzigen. Es liegt ja noch viel vor uns an Kulturen und Situationen.

Aber jetzt zum Hauptthema der Reise: Dem Essen.

Suppe von der Straße, Kohlgericht, Nudeln, grüne Salate, saucen, dips– alles passt und schmeckt.

Hähnchenspieße, Pha Thai, gebackene Süßkartoffeln, Kanum jeen – Der perfekte Geschmack und die Frische – Einfach toll! Welch ein Vergleich zu Deutschland, wo man sich nicht traut zu würzen. Es geht bei uns oft darum, das alles gut gegart und angerichtet ist. Aber das Einregeln des Geschmacks der Speisen klappt hier fast immer. Dabei zahlt man für den Hauptgang 80 Cent. – Alf hatte 7 Mägen! Durch solch Essen kommt die Lust und Freude.

Es war schon seit archaischen Zeiten so: Schenke Essen und alle lieben dich. Selbst die exaltiertesten amerikanischen Familien liegen sich weinend in den Armen, wenn der Truthahn auf dem Thanks – giving – Tisch steht.

Die Thailändischen Strassenstände machen Neueinsteigern der wahren Landesgenüssen es einfach.

Die Stände sind recht sauber und krude Erscheinungen der Backpackerszene, die genüsslich die Soup schlürfen erwecken ein Gefühl der Neugierde. Von den vielen Magenverstimmungen kamen nie welche aus Bangkok. Wer auf der Straße pfuscht, wir verjagt oder steht zumindest allein da. Verdorbenes unsauberes Essen bedeutet den „Tod“ des Anbieters.

Was fällt auf beim Wiedersehen nach 3 Jahren?

Die Luft ist sauberer und man hat ne angenehme Fernsicht. In den Seitenstraßen sind keine Qualmwolken zu sehen und es  sind die Tuktuk´s verschwunden. Die bunten Taxen sind in der Überzahl. Auch Mopeds mit riesigen Kat – Auspuff  bestimmen den Verkehr. In Bangkok  – die „Stadt der Engel“, das pulsierende lebensfrohe Chaos, ist der Verkehr moderner geworden, aber auch nicht weniger. Zur Rushhour läuft man lieber oder bringt viel Zeit mit.

Die Menschen sind selbstbewusst und man fühlt ihren Stolz auf sich und das Land, auch wenn sie sich wiedermal politisch hauen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es geht alles so reibungslos ab.

Im Stadtbild fallen die russischen Touristen am ehesten auf.  Lautstarke  kleine Gruppen junger Leute oder geballt in der geschlossenen  Reisegruppe.  – Aber Bangkok assimiliert alles und jeden. Thailand ist stärker, als alle Einflüsse von außen. Das war immer schon so. Mit Geschick und Taktieren kamen sie um die Kolonialzeit und bewahrten auch in jüngeren Kriegsepochen immer eine Schweizer Geschäftstüchtigkeit zum Wohle der Nation. Redest du mit Einheimischen, beunruhigt sie eher der radikale Islam. Man versteht nicht, warum man sein schönes Leben für nen Sprengstoffgürtel tauscht. „Sie kennen ja gar keine Freude!“ Da preist unser  Taxifahrer schon eher die thailändische Einstellung: „No Money – no Honey“

Und schon wieder das Essen. Da hat der New Yorker Küchenchef, Globetrotter und TV – Ikone Anthony Bourdain unlängst Bangkok besucht und in seinem Bericht von einem unglaublichen Vorfall berichtet.

Es gibt einen „Fishmarket“, bei dem man, mit dem Einkaufwagen in der Hand, an den Ständen seinen Fisch auswählt, unter Hilfestellung einer netten Angestellten auch das passende Gemüse, um dann nach den Gang durch die Kasse, das alles von 12 Köchen, nach eigenem Wunsch zubereiten zu lassen.

Das Ganze ist wirklich ein pompöser Luxustempel. Es passen dort problemlos 500 Personen rein und es soll abends eng werden. „If swim it, we have it“ ist der Slogan. Es gibt sogar die Alaska Krabben mit Beinen, so stark, wie Kinderarme. ok – blöder Vergleich. Besser: Porrestangen – dann aber wirklich die Dicken. Der Oberkellner ist wohl auch eine Attraktion – ich glaube ihn als Kellner in „Good morning Vietnam“  gesehen zu haben. Da wollte er Nacktbilder von Antony Quinn. Er ist mehr der Eintänzer, denkt man. Aber knapp wähnt er sich unbemerkt, hat er den Tigerblick und in Slowmotion nimmt er alle Fehlungen und Mängel  auf, um sie sofort ausmerzen zu lassen. Wie krieg ich den nach Deutschland. Der Raum ist bewusst in den Chic der 60-ger gemacht. Es ist hier das Luxusviertel  von Bangkok.  Das hier der Geldadel den degustierten Rotwein schlürft, macht auch die Rechnung deutlich, die bei relativer Enthaltsamkeit die 35,- € pro Person schnell erreicht. Aber es war ein Erlebnis.

Nicht nur für Anthony ist es  interessant, wie schön sich die ehrliche Einfachheit eines Fischmarktes mit dem Gefühl des Genießens verbinden lässt. Der Fisch, frisch im Eis, mit einem klaren Auge, das bis zum Meeresgrund reicht,  ist der Schatz. Die Tintenfischarten, Krustentiere in außerirdischen Formen die Juwelen.  Weil wir Überzeugungsköche wissen, das gute Küche Kunst ist!

Kunst, die  nicht  Museum steht, weil sie vergänglich ist.  Der Fischmarkt mit dem Blaukrabben, den roten Babyhummer, den gelben Muscheln und grünen Algen ist der Farbkasten des Malers. Hier nimmt er die Farbe, von der er meint, das sie die richtige ist, Menschen begeistern zu können. Er vereint viele Künste in einer Person, arrangiert den Geruch und Geschmack der Meere. Die Menschen sensibel zu machen, ihnen seine Welt zu zeigen, ist seien Leidenschaft. Etwas zu schaffen, das 3-dimensional wird und Sinne anspricht, die ein Bild nie berührt. -Deshalb ist dieser Ort, ein Ort der Schöpfung.

Bei der Anfahrt zu dem Fischmarkt sahen wir ein endloses Band von Straßenküchen. Unser Fahrer sagte, dass er hier gern isst. Was für ein Geheimnis hat er da verraten!

 Klar, das wir am nächten Tag dort sind.

Das Restaurant ist ein schmaler Streifen am Straßenrand, bestehend aus einer Überdachung, Plastestühlen und Tischkonstrukte –mehr recht als schlecht. Abgewaschen wird in dem braunen Tümpel dahinter. Es ist mittelalterliches Ambiente. Reisegruppen würden erschrocken zusammenfahren, genau, wie die einheimischen Essenteilnehmer, als sie uns sahen. Das Essen, wurde in verbeulten Alutöpfen und Pfannen bereitgestellt. Fischköpfe mit Wasserspinatstielen – ein Muss! Aber nur vorsichtig! Ein Löffel. Wooow! Was ist das? Schmeckt ja besser, als die  Bouillabaisse letztens bei…….  Wer hier Mist kocht, steht allein da.  Ich habe hier das beste „Laab“ gegessen seit langen Zeiten:  Scharf, minzig-frisch, zitronig, saftig.

9 Gerichte und Obst kosten 0,80 € pro Person.  Wie schön verschieden ist doch die Welt.

Nun aber wieder zurück zur Reisewelt.

Die Hochbahn von Bangkok umgeht den Verkehr, weil sie eben ne Hochbahn ist. Nicht billig und recht japanisch. Die Prozedur des Ticketkaufs ist gar keine. Wenn man an unser „Fahrkartenverkaufssystem“ denkt, glaubt man nicht, dass man diese fast in Laufgeschwindigkeit über verschiedene Tarifzonen am Automaten bekommen kann. Das Deutsche System würde hier auch nicht funktionieren, weil die DB davon ausgeht, dass Reisende in jeden Fall promoviert haben und die Automatenkonstrukteure zeigen, das dem ebenbürtig sind.  Dienstleister? In einem Hochgebildeten Land klickt man sich durch die Kompliziertheit der Tarife und Links bis zum Ticket. Beginnt der Untergang des Abendlandes schon hier?

Die Hochbahn verbindet die wichtigsten Punkte und hat auch eine eigene Ebene geschaffen.

Man kommt bei den  Shoppingtempeln direkt in die erste Etage rein, ohne die Straße berühren zu müssen. Sie verbinden sich scheinbar selbst, wie in Las Vegas die Casinohotels.

Umgeben von 8-spurigen Straßen, auf denen wirklich garnix mehr geht. Der schnellere Weg wäre über die Autodächer. Wofür gibt es Enduros? – Aber was ist das? Da steht ein Kickboxring. Die Attraktion des MBK – Shopping Center.

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Viele stehen auf den Fußgänger – Skyway und betrachten aus der Höhe das Spektakel oder versuchen direkt vor dem Ring einen freien Platz zu erhaschen. Das „Sport-Stadion“ ist aus sich selbst gewachsen.  Man bleibt sehen und sieht zu: „Aua das war aber schmerzhaft – Aber ja – Er kommt wieder. Du – Der wendet den Kampf nochmal! – Boo, Sieger nach Punkten –hab ichs nicht gesagt?  Der „Rote“ macht das.“ – Das dieser Sport den jungen, kindhaften Kämpfern das Leben deutlich verkürzt und sie mit dem Geld, das sie erhalten im Alter nicht die Folgeschäden, bezahlen können, interessiert kaum einen. Sie träumen von Ruhm, Reichtum und Respekt. Wie ein Nationalheld werden die Besten auch tatsächlich verehrt.- Entertainment der anderen Art. Alles kann – nix muss!

Fahrt zum Busdepot für „nördliche Verbindungen“ und im Vorbeigehen hast du n Ticket für 4 € über eine Strecke von 4 Stunden Fahrzeit in der Tasche. Berufsbedingt starten wir um 3.30 Uhr.

Das sind die Augenblicke, die stimmen. Ich liebe die Momente, wenn eine Großstadt erwacht. Wenn es noch finster ist und die Kühle das Erwachen des neuen Tag begleitet. Die Vögel verkünden als erste die frohe Botschaft. Sind nur sie es, die sich der Magie des Augenblicks bewusst sind? Selbst die Gerüche sind anders. Die Stunde Null ist angebrochen.

Aber die gibt’s in der Stadt nicht. Da sind um 3 Uhr die Straßen voll mit  zielstrebig dahineilenden Menschen und quirligem Verkehr. Nur das permanente Hupen hat noch nicht den gewohnten Pegel. „The City doesn’t  sleeps“  ist mitnichten New York, sondern  Bangkok. Erst außerhalb der Stadt wird es leiser und man nimmt die Weite in den silbernen Stahlen der Morgensonne wahr.

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